Anbauregal von Wilhelm Kienzle
 

28.02.2017Niedriges Anbauregal von Wilhelm Kienzle

1925 stellten Le Corbusier und Pierre Jeanneret an der Exposition Internationale des Arts Décoratifs in Paris im Interieur ihres Pavillons unter anderem standardisierte Behältermöbel aus. Damit schufen sie das erste moderne Anbaumöbel, bei dem gleichartige Elemente nebeneinander gestellt werden konnten. Es folgten bis Ende des Jahrzehnts zahlreiche weitere additive Möbelsysteme von Breuer, Schneck und anderen in Deutschland und Mumenthaler und Meier in der Schweiz. 1930 schuf der damals als Lehrer der Fachklasse für Innenausbau tätige Wilhelm Kienzle ein Regal, das die bisherigen Kombinationsmöglichkeiten sprengte und als Vorläufer der Systemmöbel der fünfziger und sechziger Jahre gewertet werden kann. Das von Embru hergestellte Regal konnte in der Höhe variiert werden, vor allem aber führte die Verwendung von dünnem Stahlblech für die Seiten dazu, dass bei einer Reihung der Regale die Seitenwände trotz Verdoppelung kaum Platz beanspruchten und in der äusseren Erscheinung als Einheit auftraten. Möglich machte dies eine im Grunde simple Konstruktion, bei der seitlich geschlitzte Bretter über zweifach abgekantete Metallbleche verbunden wurden. Vermutlich war Kienzle an der Weiterentwicklung der Regale in den fünfziger Jahren nicht mehr beteiligt. Damals wurden zusätzlich zu den einfachen Regalen, Korpusse mit Schiebetüren eingeführt, die als Unterbau verwendet wurden.
Regale und Kasten vermutlich in Birke, Schiebetüren aus rotem Pavatex (Produktion der 1950er Jahre) . Seitenbleche aus schwarz lackiertem Metall (neu von Embru). VERKAUFT