Schuhkippe von Wilhelm Kienzle
 

10.11.2014Schuhkippe von Wilhelm Kienzle

Gemäss Arturo Milani – dem langjährigen Geschäftsführer des Zürcher Möbelgeschäfts „Wohnhilfe“ entwarf Wilhelm Kienzle die Schuhkippe während eines Wochenendes Anfang der fünfziger Jahre. Milani hatte ihn am Freitagmorgen darum gebeten, ein leicht herstellbares Schuhmöbel zu entwerfen, das zu den übrigen Möbeln des Wohnhilfesortiments passte. Kienzle präsentierte am folgenden Montagmittag einen stapelbaren Behälter mit kippbarer Klappe – damit war das Prinzip der Schuhkippe geboren, das uns heute so selbstverständlich erscheint.
Durch den Kippmechanismus wird eine geringe Kastentiefe möglich, so dass man das Gestell auch in einem schmalen Gang aufstellen kann. Die Länge von gut einem Meter leitete Kienzle aus dem Mass ab, das fünf Paar Schuhe nebeneinander ergeben. Je nach Umfang der Schuhsammlung liessen sich einzelne Elemente hinzukaufen und aufeinander stapeln. Verwendet wurde ursprünglich günstiges Tannenholz, das mit wenig Aufwand verarbeitet werden konnte und so einen günstigen Preis garantierte. Mit diesen praktischen Eigenschaften traf Kienzle natürlich den Nerv von uns ordnungsliebenden Schweizern, gewann die Auszeichnung der Guten Form und bescherte der Wohnhilfe einen Riesenerfolg.
Trotz der grossen Stückzahlen haben verhältnismässig wenig dieser Möbel die Zeit überstanden. Denn das wenig repräsentative Tannenholz war zwar in der Nachkriegszeit recht, aber passte nicht in die siebziger und achtziger Jahre. Viele Schuhkippen wurden deshalb entsorgt. Das hier angebotene Modell mit drei Normalelementen und einem Kopfteil für Schuhputzaccessoires stammt aus der Anfangszeit mit inwändigen Trennelementen aus Sperrholz (später in Kunststoff). Es befindet sich im ursprünglichen Zustand und weist Gebrauchsspuren auf. VERKAUFT

Ausschnitt aus einem Beitrag der Fachzeitschrift „Intérieur“ des VSI von 1965.