30.07.2014Designbutik in den Niederlanden 3: Haus Sonneveld
In den späten zwanziger Jahren gab Albertus Sonneveld beim Architekturbüro Brinkman & Van der Vlugt ein grosszügiges Wohnhaus mit Garten in Rotterdam im Stil des Neuen Bauens in Auftrag. Als Direktor der Tabakwarenabteilung von Van Nelle kannte Sonnenveld die Architekten, zu denen damals auch Mart Stam als Mitarbeiter gehörte, vom Neubau der Van Nelle Fabrik, deren fortschrittlicher Entwurf international für Aufsehen sorgte.
Für das Privathaus sahen Brinkman & Van der Vlugt einen zweigeschossigen weissen Kubus vor, der auf einem Sockelgschoss mit etwas kleinerer Grundfläche ruhte. Auf dem Flachdach wurde, ganz nach dem Vorbild Le Corbusiers, eine grosszügige Terrasse eingerichtet, im zweiten Obergeschoss fanden die Schlafzimmer Platz, während im ersten Obergeschoss ein sich fast über die ganz Fläche des Hauses erstreckendes Wohnzimmer mit angegliedertem Esszimmer unterkam. Auf dem gleichen Stockwerk befand sich in einer Art Seitenflügel die Küche, die über der Garage für zwei Autos lag. Im Erdgeschoss schliesslich waren Haushaltsräume und die Unterkünfte der Angestellten sowie eine Art Aufenthaltszimmer mit Schreibtischen für die beiden Töchter untergebracht.
Für die Inneneinrichtung arbeiteten die Architekten mit dem Künstler Bart van der Leck zusammen, der für die Farbgebung der verschiedenen Räume verantwortlich zeichnete und vor allem mit den für das Neue Bauen ungewöhnlichen bronzefarbenen Anstrichen im Wohn- und Schlafzimmer der Eltern für eine gediegene Stimmung sorgte. Bei der Möblierung kamen praktisch ausschliesslich Stahlrohrmöbel der ebenfalls in Rotterdam ansässigen Firma Gispen zum Einsatz. Interessanterweise wählte Frau Sommerveld dann aber einen Stahlrohrsessel mit Rattangeflecht von Erich Dieckmann, der vom deutschen Hersteller Cebaso produziert wurde, als Lesesessel.
Aussergewöhnlich war zudem die exzessive Verwendung neuster Technik, auf die Sommerveld während eines USA-Aufenthaltes aufmerksam geworden war: Im ganzen Haus waren Lautsprecher eingebaut, die über eine zentrale Steueranlage betrieben werden konnten (und dazu führten, dass alle dasselbe Radioprogramm hören mussten) und das Bad der Eltern verfügte über eine Dusche mit zehn Massagebrausen (zu einer Zeit als viele Haushalte nicht einmal über ein Badezimmer verfügten).
Nachdem das Haus nach seiner Fertigstellung 1933 bis 1955 von den Sonnenvelds bewohnt worden war, diente es später als Diplomatensitz und blieb bis zu seiner Restaurierung um das Jahr 2000 überraschend gut erhalten. Heute entspricht die Farbgebung wieder dem Originalzustand und die teils als Originale erhaltenen Möbel wurden durch die mittlerweile wieder von Gispen reedierten Klassiker ergänzt.