Designbutik in Japan: Wohnhäuser von Maekawa und Horiguchi
 

16.04.2014Designbutik in Japan: Moderne Wohnhäuser

Im Edo Architektur-Freilichtmuseum haben sich unter anderem zwei Wohnhäuser japanischer Architekten erhalten, die massgeblich an der Durchsetzung der modernen Architektur in Japan beteiligt waren. Das zuerst gezeigte stammt von Kunio Maekawa, der dieses Haus 1942 für sich und seine Familie in Shinagawa, Tokyo erbaute.
Maekawa war nach seinem Architekturstudium 1928 für zwei Jahre nach Paris gereist und hatte im Büro von Le Corbusier gearbeitet. Zurückgekehrt nach Tokyo, arbeitete er zunächst bei Antonin Raymond – einem ehemaligen Mitarbeiter von Frank Lloyd Wright – und setzte danach in seinem eigenen Büro seine Entwurfsarbeit fort. Für sein eigenes Haus orientierte er sich indes an Le Corbusiers Vorgaben aus den zwanziger Jahren.
Aufgrund der während des Krieges geltenden Einschränkungen musste Maekawa allerdings auf den traditionellen Werkstoff Holz zurückgreifen und die gesetzlich vorgegebene Maximalfläche von hundert Quadratmetern für Wohnhäuser einhalten. Obschon das mit Satteldach gedeckte und äusserlich streng symmetrisch angelegte Haus auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten mit den weissen Kuben Le Corbusiers gemeinsam hat, zeigen sich im Innern zahlreiche Parallelen: Die Verwendung einer Holzskelettkonstruktion ermöglicht hier einen doppelgeschossigen Wohnraum mit Galerie und eine Fensterfläche, die einen Grossteil der Fassade einnimmt.
Der Wohnraum selbst bleibt dank der Stützenkonstruktion weitgehend offen und beherbergt sowohl Ess- als auch Wohnbereich. Trotz geringer Fläche erzielt Maekawa so eine grosszügige Raumwirkung. Ein seitlich zum Wohnraum angelegter Korridor trennt das Arbeitszimmer (wo nach der Zerstörung des Büros in Ginza Maekawa mit seinen Mitarbeitern zeitweise weiterarbeitete) vom Wohnbereich, wo Küche und Schlafzimmer direkt an den zentralen Raum angeschlossen sind. Ursprünglich mit Tatamimatten versehen, wurde in den frühen sechziger Jahren ein Holzboden verlegt, da sich die Familie mittlerweile einen Hund zugelegt hatte. Die Möblierung muss aber spätestens seit den fünfziger Jahren im westlichen Stil erfolgt sein, wobei die einzelnen Möbel über weite Strecken japanischer Herkunft sind und einen guten Einblick in die wenig bekannte, aber dem Westen in nichts nachstehende Nachkriegsproduktion moderner Möbel gibt.


Sutemi Horiguchi hatte sich bereits 1923 auf eine Europareise begeben und neben Deutschland auch Holland bereist, wo er mit den frühesten Vertretern der europäischen Moderne in Kontakt kam. Fortan verstand sich Sutemi als Vermittler zwischen West und Ost und bemühte sich, die Ideen der Moderne in einer für Japan annehmbaren Weise zu adaptieren.
Das Koide-Haus baute Sutemi unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Japan Mitte der zwanziger Jahre in Bunkyo, Tokyo. Äusserlich an die niederländische Architektur jener Zeit angelegt, teilt sich das Haus im Innern in einen westlich geprägten Teil und traditionell japanisch eingerichtete Räume. In den relativ eng bemessenen Räumen wirken die Sitzmöbel im westlichen Stil zuweilen etwas klobig, gleichzeitig schafft Sutemi aber durch die Kombination von Silber und Gold der Tapeten und dem dunklem Rot und (ursprünglich) Schwarz der Möbel eine ausgewogene und gediegene Atmosphäre, die dem repräsentativen Zweck dieser Räume angemessen erscheint.
Die eigentlichen Wohnräume sind dagegen, wie in Japan traditionellerweise üblich, mit Tatamimatten ausgelegt und verfügen über einen Alkoven, der hier mit Ikebana-Arrangements geschmückt ist. Zur spärlichen Möblierung gehören lediglich eingebaute Schränke und Regale. Der Zugang zu den andern Räumen und nach Draussen erfolgt über leichte Schiebetüren bzw. -fenster. Dass Sutemi gerade bei diesen Räumen eine perfekte Abstimmung von Flächeneinteilungen und Farbkombination erreicht, zeigt wie intensiv er sich nebst der westlichen Architektur auch mit den Teehäusern Japans aus dem 16. Jahrhundert auseinandergesetzt hat.