
5.06.2025Kunststoff-Doppelbett von Andreas Christen
Als Andreas Christen 1958 sein eigenes Studio eröffnet, bezeichnet er sich als Industrial Designer – damals ein hierzulande noch praktisch unbekannter Begriff. Es fehltedie entsprechende Ausbildung und die Möbelentwerfer:innen dachten in vielerlei Hinsicht noch in handwerklichen Kategorien. Nicht so Christen, der quasi als Versuchskaninchen für einen neuen Lehrgang als Produktgestalter an der Schule für Gestaltung in Zürich als erster und einziger Schüler zugelassen und von Willy Guhl unterrichtet wurde. Im Rückblick erscheint Christen als eine Art Wunderkind des Schweizer Designs: Er richtete mit seinem Lehrer Musterwohnungen ein, die bekannte Stehleuchte, die er noch an der Schule entwarf, wurde sogleich von Lehni produziert und Max Bill beauftragte ihn mit einem Regalentwurf für die Expo 64. Furore machte unter seinen frühen Werken aber vor allem ein Möbeltyp mit wenig Aussicht auf Ikonenstatus: Nämlich ein Bett aus einem Stück Kunststoff, das nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch an der Interplas in London ausgezeichnet und gezeigt wurde. Es trug Christen, der wenig später auch als Künstler in Erscheinung trat, den etwas unrühmlichen Übernahmen „Betten-Christen“ ein. Wie dem auch sei: Das aus mit Glasfasern verstärktem Polystyrol gefertigte Bett sucht bis heute seinesgleichen. Kein Wunder, dass Wohnbedarf warb: „Ein modernes Möbel: neue Form, neue Technik, neues Material.“ Ganz ging Christens Wunsch nach serieller Herstellung allerdings doch nicht auf: So einfach die Form der Bettschale war, so aufwändig war die Herstellung, die Spengler in Rümlang übernahm. Entsprechend überschaubar blieb besonders die Zahl der Doppelbetten, wie das hier angebotene, das mit seinen Massen für das heute gängige Matratzenformat 200x160cm geeignet ist. Drei kleinere Reparaturstellen am Rand ohne Einfluss auf die Benutzbarkeit, originale Gummifüsschen. CHF 1200.– (Besichtigung auf Anfrage)
Produktvorstellung im Dezemberheft des Werks 1962.