Seltener Stuhl von Karl Egender
 

6.06.2023Seltener Stuhl von Karl Egender

Wann genau und für welchen Zweck der Architekt Karl Egender den in der Schweizer Möbellandschaft ziemlich einzigartigen Stuhl schuf, ist schwer zu beantworten. Sicher ist, dass der damalige Direktor und auch als Entwerfer für Horgen-Glarus tätige Ernst Kadler-Vögeli in einem Beitrag in der Zeitschrift Das Werk von 1936 den Stuhl als Egender-Entwurf zeigt und ihn mit einem Horgen-Glarus Modell von 1927 vergleicht, das Egender wiederum an der  Züga (=Zürcher Gartenbauausstellung) 1933 verwendete. Kadler-Vögeli sagt über diese Stühle, dass sie dank der stark gebogenen Rückenlehne besonders bequem seien, aufgrund ihrer Form, aber völlig neutral und damit voll und ganz den Anforderungen an ein Typenmöbel gerecht wurden. Des Weiteren sei Egenders Modell eine Übersetzung des Holzmodells ins Stahlrohrmöbel. Für den Rücken wurde offenbar dieselbe Sperrholzform verwendet. Der Sitz dagegen wurde dem Stahlrohrrahmen angepasst und mit starkem Sperrholz ausgeführt und mit Rohrschellen am Rahmen fixiert. Auch wenn die Holzteile offenbar von Horgen-Glarus stammten, wurde Embru als Hersteller ausgewiesen. Von dort stammte sicher das unter damaligen Herstellungsbedingungen überaus aufwändige Untergestell. Die aufgrund der verschiedenen Aussteifungen nötigen Verbindungspunkte wurden allesamt verschweisst und in aufwändiger Handarbeit verschliffen. Das Gestell danach wie für Gartenmöbel üblich verzinkt. Eine Verwendung im Aussenbereich konnte allerdings nur sehr bedingt in Frage kommen, denn die Holzflächen waren gegen Nässe nicht gefeit. So bleibt dieser in mehrfacher Hinsicht hybride Stuhl rätselhaft und offenbar nur in wenigen Stücken überliefert. VERKAUFT