
13.08.2025Sessel von Mücke-Melder
Neben Deutschland besass die Tschechoslowakei Ende der 1920er und 1930er Jahre eine der umfangreichsten und vielfältigsten Stahlrohrmöbelproduktionen. Der junge, 1918 gegründete Staat war der Moderne besonders aufgeschlossen. Die neue Formensprache kam gerade recht, um sich etwa vom historistisch geprägten Österreich-Ungarn – dem das Gebiet der Tschechoslowakei ja lange angehörte – abzugrenzen. Die aufstrebende Wirtschaft – etwa durch Firmen wie der international tätige Schuhhersteller Bata vertreten – sahen im Funktionalismus die Wiederspiegelung von Aufbruch und Fortschritt. Städte wie Brno wiesen eine Dichte moderner Bauten auf, die bis heute ihresgleichen sucht. Zu dieser Entwicklung gehörten natürlich auch die Möbel. Neben der Firma Thonet, die auch einen Ableger in der Tschechoslowakei besass, war es vor allem die nach ihren Besitzern benannte Firma Mücke-Melder, die ab 1928 eine Vielzahl von Stahlrohrmöbeln herstellte, später Rüstungsgüter produzierte und schliesslich nach dem Krieg verstaatlicht wurde. Zu den erfolgreichen Produkten gehörten neben einigen Breuermodellen, die in Lizenz hergestellt wurden, die unter dem Namen „Famos“ angebotenen Feischwinger-Sessel mit vollgepolstertem Sitz, die in zwei Varianten hergestellt wurden: Bei der gängigeren Version wird der Stahlrohrbügel der Armlehnen hinter dem Rücken durchgeführt. Bei der etwas materialsparenderen Variante enden die Rohre bündig zum Rücken. Das gilt auch für den hier angebotenen Sessel, der von der Vorbesitzer:in mit einem Hallingdal-Stoff in violett-grün von Quadrat neu gepolstert wurde. Die Verchromung und die Armlehnen wurden original belassen und weisen Gebrauchsspuren auf. CHF 950.–