Chapelle Notre-Dame-sur-Haut in Ronchamp
 

8.01.2013Chapelle Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp

1950 erklärte sich Le Corbusier bereit, an der Stelle einer im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kapelle einen Neubau zu errichten. Die Arbeiten dauerten bis Mitte der fünfziger Jahre und liefen parallel zum Grossauftrag, mit dem Le Corbusier in der indischen Stadt Chandigarh beschäftigt war. Die skulpturale Wirkung der Kapelle in Ronchamp wird durch zahlreiche konvex-konkave Formen erzeugt, die durch schmale Fugen voneinander abgesetzt werden. Das gegen die Südostspitze des Gebäudes nach oben schwingende Dach ruht dabei lediglich auf dünnen Stützen, so dass im Innern die Nahtstelle zwischen Wand und Dach als Lichtschlitz gut sichtbar und eine schwebende Wirkung erzeugt wird. Das ähnlich einer Flugzeugtragfläche konstruierte Dach ist ganz in Sichtbeton ausgeführt, während die Wände mit Metallnetzen versehen wurden, auf die man dann Zement spritzte. Im Innern des Baus befindet sich der geostete Hauptalter und in jeder der durch die drei Türme gebildeten Nischen eine Nebenkapelle mit kleinem Altar. Die Südfassade versah Le Corbusier mit zahlreichen, asymmetrisch angelegten sogenannten Lichteinlässen, deren Glasmalereien er ebenfalls gestaltete. Die Ostfassade ist als Aussenkapelle mit einem schlichtem Betonaltar und je einer Kanzel für Priester und Chor ausgeführt.
Zum fünfzigjährigen Bestehen der Kapelle wurde ein kleines Kloster für die ansässigen Klarissen und ein Empfangsgebäude für die Besucherinnen und Besucher geplant. Der von Renzo Piano vorgestellte Entwurf stiess zunächst auf Widerstand und konnte erst 2011 fertiggestellt werden. Das in mehreren Terrassen abgestufte Gebäude ist so in den Hügelhang gebaut, dass es von der Kapelle und den in unmittelbarer Nähe errichteten, ebenfalls von Le Corbusier stammenden Nebengebäuden nicht gesehen werden kann. Auch wenn damit verhindert werden sollte, dass die beiden Bauten direkt zueinander in Bezug gesetzt werden, kommt man angesichts der neuen Piano-Architektur doch nicht umhin, bei der bald sechzigjährigen Kapelle einigen Restaurierungsbedarf festzustellen.