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28.05.2015Designbutik in Dijon

Obwohl die Hauptstadt des Burgunds in erster Linie für seine Architektur des Spätmittelalters und der Renaissance bekannt ist, gibt es in Dijon auch einige Beispiele der Nachkriegsmoderne wie etwa das alte Tourismusbüro von Paul Gaston oder die hier gezeigte Kirche von Joseph Belmont.

Letztere liegt im Zentrum des Stadtteils Grésilles, der von Wohnbauten der fünfziger und sechziger Jahre geprägt ist. Die als Zentralbau mit freistehendem Campanile angelegte Kirche liegt auf einem künstlichen Hügel und verfügt über zwei Geschosse. Das Untergeschoss ist durch den auf einer Seite abgeflachten Hügel zugänglich und umfasst neben der Krypta einen grossen Andachtsraum. Auf den hier sichtbaren Pilzstützen ruht das Obergeschoss und damit der eigentliche Kirchenraum.

So futuristisch Belmonts Entwurf sowohl im Innern als auch aussen anmuten mag, so gibt es doch offensichtliche Bezüge zu den gotischen Kathedralen im nahegelegenen Stadtzentrum Dijons. Rundum verlaufende niedrige „Seitenschiffe“ umgeben einen grossen quaderförmigen Aufbau, durch den Licht in den Kirchenraum dringt. Wie bei den alten Vorbildern halten auch hier Stützen den seitliche wirkenden Kräften entgegen. Anders als das gotische Strebewerk hat Belmont die Stützen aber ins Kircheninnere verlegt: Massive Stahlrohre tragen das Metallgerüst des Aufbaus, während seitlich angeschweisste Flügel die nach aussen ziehenden Kräfte auffangen und gleichzeitig die geschwungenen Dächer der Seitenschiffe stabilisieren, die lediglich auf dünnen Stahlstützen ruhen und an keiner Stelle mit der Aussenmauer in Kontakt kommen. Die Seitenwände des kubischen Aufbaus sind mit transluzenten PVC-Elementen versehen, die auf der Ausseinseite durch Aluminiumstäbe geschützt werden.

Die als eine Art Mischung von Oscar Niemeyers in Brasilia verwendeten Betonstützen und  von Jean Prouvés Stuhl- und Tischbeinkonstruktionen erscheinenden Stützen Belmonts haben nicht bloss eine rein konstruktive Funktion, sondern geben dem Zentralbau auch eine Ausrichtung im Innern und erfüllen dadurch letztlich auch eine liturgische Aufgabe.

Die zwischen 1962 und 1964 erbaute Eglise Sainte Bernadette ist seit 2006 als Kulturerbe des 20. Jahrhunderts eingetragen.

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