Designbutik in Kalifornien 1: Albert Frey House II
 

9.03.2015Designbutik in Kalifornien 1: Albert Frey House II

Der in Zürich geborene Albert Frey arbeitete in den späten zwanziger Jahren kurzzeitig für Le Corbusier, bevor er 1930 nach New York zog, wo er mit Alfred Lawrence Kocher zwei viel besprochene Experimentalhäuser realisierte. Dazu gehörte zum einen das Aluminiumhaus, das anlässlich einer Bauausstellung entstand und heute in Kisten verpackt darauf wartet, in Palms Springs wiederaufgebaut zu werden. Zum andern realisierten die beiden ein Wochenendhaus, das im Wesentlichen aus über ein Holzskelett gespannter Leinwand bestand.
In den späten vierziger Jahren übersiedelte Albert Frey definitiv nach Palms Springs in Kalifornien, nachdem er das vor allem von Hollywoodstars als Rückzugsort genutzte Städtchen bereits zuvor für ein Bauprojekt mehrfach besucht hatte. Angetan von der Wüste und den Bergen baute Frey zunächst ein einfaches Haus in der Talsenke von Palms Springs, das er bis in die fünfziger Jahre ständig erweiterte.

Der Überlieferung nach soll Frey um 1962 den Plan für einen Neubau mit dem Gedanken gefasst haben, dass er nun fünfundzwanzig Jahre lang von der Wüste aus zu den Bergen hinauf gesehen habe und es deshalb schön wäre, selbst dort oben zu wohnen. Nachdem er ein Stück Land am Berghang gekauft hatte, untersuchte er ein Jahr lang den Verlauf des Sonnenlichts, um den einfachen Bungalow optimal auszurichten und den Dachvorsprung so zu bemessen, dass im Sommer die grossen Glasfenster nicht direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt waren und gleichzeitig im kühlen Winter die Sonne bis in den Innenraum gelangen konnte, um so den natürlichen Heizeffeekt auszunutzen zu können.
Getragen wird das aus Stahlträgern, Wellblech und Glas bestehende Haus vom felsigen Untergrund und Stützmauern aus mit Farbpigmenten versetzten Betonblöcken, die die rötliche Farbe des Gesteins aufnehmen und so den Bau aus der Ferne praktisch unsichtbar machen. Vor dem langgezogenen Gebäude hat Frey einen Pool mit fest eingebauten Sitzen angelegt, in denen noch Le Corbusiers Forderung nachhallt, dass Möbel nicht mehr gezimmert werden sollen, sondern gemauert.
Der Innenraum selber ist unterteilt in die dem Berghang zugewandten Nasszellen und dem Wohn- und Schlafraum, die einem freie Sicht über das Coachella Valley geben. Wohn- und Schlafraum sind dabei lediglich durch einen grossen Felsen getrennt. Im Wohnbereich sind sowohl die Bettsofas als auch der Tisch fest eingebaut, wobei letzterer leicht erhöht liegt und nur eine Sitzreihe zulässt, die dafür allen Sitzenden die gleiche Aussicht gewährt. Primärer Zweck des Tisches war denn auch gar nicht die Bewirtung zahlreicher Gäste. Tatsächlich diente der Tisch vielmehr als Arbeitsfläche, wie ein unter der Tischfläche installierter Bleistiftspitzer beweist. Hier konnte der Langzeitjunggeselle Frey ungestört an seinen Entwürfen arbeiten. Und das tat er mit grossem Erfolg, hat er doch das heute für seine vielen Bauten im Stile des „Desert-Modernism“ bekannte Palms Springs wesentlich mitgeprägt.

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